Wie ist Gott denn so?

Wie man sich Gott vorstellen kann – oder eben nicht.

Kinderfragen zur Unzeit

Wir liegen abends im Bett. Zumindest ich bin rechtschaffen müde und döse neben meinem Sohn so langsam weg. Da kommt plötzlich diese Frage aus dem Kind heraus:

“Mama, wo ist Gott? Wie kann er überall sein?” Er kann doch nicht im Gotthimmel und in mir wohnen. Das GEHT doch nicht!!!”
Wir tasten uns durch den Fragenkatalog des Zwerges. Ich bemühe das Bild der Kerze:

“Wie oft kannst du eine Kerze an einer anderen Kerze entzünden?”
“Na immer und immer wieder!”
“So ungefähr stelle ich mir das mit Gott vor. Er ist das große Licht, an ihm können wir unser Lichtlein entzünden und es in unserem Herzen bewahren.”
“Dann brennt also ein kleiner Funke von Gott in uns?”
“Joa, so ungefähr stelle ich mir das vor- und so kann er immer und überall sein …

Der Krümel überlegt. Ich weiß schon, das ist mitnichten das Ende dieses Gesprächs.

Am nächsten Abend – gleiche Zeit, gleicher Ort, gleiche Konstitution meinerseits:
Mama?”
Mh?”
Du arbeitest doch ganz viel mit Gott. Wie ist der denn so? Nett?

Plötzlich hatte ich das Bild eines Büroraumes mit zwei Schreibtischen vor Augen – einen für mich und einen für Gott. Mir fallen so Worte ein wie “ein netter Kollege, arbeitet selbstständig, sucht sich seine Arbeit, macht ohne Murren Überstunden” 😉 doch all das bringt das Kind bei seiner Frage nicht weiter. Also beschließe ich daraus einen Kindergottesdienst zu stricken und, wenn ich schon dabei bin, eine Unterrichtsidee für die Grundschule zu planen.

Das Wesen Gottes

Nichts und niemand kann das Wesen Gottes erfassen. Bonhoeffer meinte über die Bilder und Gedanken zu Gott, die wir uns so machen, dass wir uns einen Gott, den wir uns vor-stellen können genausogut weg-stellen könnten. Trotzdem bemühen wir Bilder und Geschichten, um ihm nahe zu kommen – aber erfassen können wir ihn nicht.

Natürlich kann ich sagen: Gott ist gütig, liebevoll, barmherzig, langmütig und gerecht … Aber es gibt auch diese zornige Seite, die ich ausblende??? Ich erkläre mir den Zorn Gottes manchmal so: Der Zorn hat den Ursprung in seiner Liebe zu uns. Es ist eine Reaktion auf das Verhalten der Menschen.

Elia hilf!

Ich möchte gerne eine Stunde zur Geschichte des Elia planen, denn er ist Gott begegnet und hat ihn dort entdeckt, wo er ihn nicht vermutete … (1. Kön 19, 3-13) – in der Stille.

Shortcut der Eliageschichte

Zusatzinfos zum Bibeltext

Wie spricht Gott zu mir?

Elia denkt: Naturereignisse sind wunderbare Anzeichen von Gottes Handeln und seiner Gegenwart auf dem Berg. Elia sieht und spürt die Kraft. Gott ist irre mächtig. Aber er merkt auch: Er spricht so nicht zu MIR.

Schweigen? Säuseln? Wehen?

Ich habe diese nicht ganz greifbare Stille als Hauch und Wehen beschrieben. Martin Buber sagt: stimmenverschwebendes Schweigen (das ist näher am biblischen Urtext). Es ist eben noch weniger als ein Hauch & Wehen. Kurios ist: Erst hier wird Gott ansprechbar und verständlich, im Schweigen.

Gott im Leisen entdecken

Ich möchte Elias Gottesbegegnung mit der Thematik des Betens verknüpfen. Sinnenhafter Schwerpunkt soll das Lauschen sein. Inspiriert ist die Einheit von der Godly Play Geschichte “Gott hört” (Hier findet ihr die ganze Geschichte) und der Elia Geschichte aus der Religionspädagogischen Praxis (2014/3):

Wir hören, lauschen …

Ich erzähle euch eine Geschichte, wie wir Gott hören können, wie er uns nahe kommt … Gott ist uns ganz nahe – aber wir hören ihn nicht und sehen ihn nicht. Er ist da, wie unser Atem. Doch “Gott ist das Leiseste was es gibt” (Felizitas Betz). Wir müssen aufmerksam sein, wir müssen hinhören, lauschen:

Auf den Klang der Glocke lauschen

Eine kleine Glocke wird in die Mitte getragen. Wir schließen die Augen. Wir hören, lauschen. Wir sind aufmerksam. Die Glocke wird angeschlagen und vor ein Kind gestellt. Dieses darf nun warten, bis alle die Augen geschlossen haben und läutet wieder … Erst wenn der Ton verklungen ist, öffnen alle ihre Augen wieder. Dieses “Spiel” wird wiederholt und fördert das Hören, Lauschen, Warten und Empfangen.

Naturgewalten

Die Menschen fragen sich …

  • Ist Gott im Wind? (Finger über ein Tamburin gleiten lassen)
  • Ist Gott im Beben der Erde? (Mit einer Trommel)
  • Ist Gott im Feuer, in der Hitze? (Geräusche mit einer Knistertüte)
  • Ist Gott in der Stille? (Zimbel anschlagen und verklingen lassen – Variante: Klangschale benutzen)

Wir müssen still sein, innen wie außen, sonst können wir Gott nicht fühlen. Wir hören mit dem Körper und mit dem Herzen, ganz tief in uns.

Die Kinder sitzen im Sitzkreis und machen sich klein (z. B. Kopf auf die Knie, Arme um den Körper). “Ich bin in meiner Höhle”. Sie lauschen abwechselnd auf einige Naturgewalten (s. o.). Erst, wenn sie die Zimbel hören, öffnen sie sich (setzen sich – immer noch mit geschlossenen Augen! – aufrecht hin) und warten bis der Ton verklungen ist. Erst dann öffnen sie die Augen.

Gott kommt uns nah – die Geschichte von Elia (zum Vorlesen)

Manchmal kommt Gott uns nah, berührt uns – ganz still und vorsichtig. Wir müssen sehr gut “hinfühlen”: Kinder schließen die Augen und werden einzeln und ganz sacht von einer Feder berührt.

Es gab einmal einen Proheten namens Elia. Propheten sind Menschen, die Gott ganz nahe kommen und Gott kommt ihnen so nahe, dass sie genau wissen, was Gott von den Menschen will. Er hieß Elia. Er betete zu seinem Gott und stritt mit anderen für ihn. Doch die Königin von Israel betete zu einem anderen Gott und wollte nicht, dass Elia über seinen Gott sprach. So floh er in die Wüste und wollte lieber sterben. In der Wüste erlebte er die Hitze (Geräusch nachahmen, s.o) und den Wind (Geräusch), der über den Sand blies.

Hier ist nichts. Nichts wächst. Nur Sand ist da. Elia wollte nicht mehr leben. Er legte sich unter einen Strauch und schlief ein. Gott schickte einen Engel, der ihm Brot und Wasser brachte. So schaffte es Elia zum Gottesberg zu gehen, denn dort, so stellten es sich die Menschen vor, konnte man Gott besonders nahe sein.

Als er dort ankam, legte er sich in eine Höhle zum Schlafen. Da hörte er eine Stimme – Gottes Stimme. Sie fragte: “Was machst du hier, Elia?” Und Elia antwortete: “Ich habe mich für dich gestritten – aber die Menschen in Israel wollen nichts von dir hören und mich wollen sie auch nicht. Alles war umsonst.”

Und Gott sprach: “Komm heraus aus der Höhle. Ich werde an dir vorübergehen.”

Da kam ein großer Sturm … (Instrumente)
Elia merkte die Kraft Gottes. Ist Gott vielleicht im Sturm?
Aber Gott war nicht im Sturm …

Da kam ein Beben der Erde … (Instrumente)
Elia merkte die Kraft Gottes. Ist Gott vielleicht im Beben der Erde?
Aber Gott war nicht im Beben der Erde …

Da kam ein Feuer … (Instrumente)
Elia merkte die Kraft Gottes. Ist Gott vielleicht im Feuer, in der Hitze des Feuers?
Aber Gott war nicht im Feuer …

Doch dann kam … nichts mehr. (Pause)
Elia hörte ganz genau hin – er lauschte. Es war kaum mehr als ein Säuseln, ein ganz leises Wehen, ein verschwebendes Schweigen.
Als Elia das hörte, trat er hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.

Geschichte zum Download

Wir hören hin…

Gott ist also nicht so leicht zu hören. Manchmal kann man ihn besser fühlen. Manchmal haben wir noch nicht den richtigen Sender / Kanal gefunden, ähnlich wie beim Radio. Wir müssen in uns hineinhorchen, still werden. Tief in uns gibt es eine Stelle, die ist vertraut mit Gott … (das Herz?)

Wenn ich zur Ruhe gekommen bin, kann ich sagen: “Hier bin ich, Gott. Ich höre!”

Gott ist zwar leise – aber er ist da. Manchmal kann ich ihn nicht spüren, so gerne ich es würde. Dann muss ich Geduld- und auch das Vertrauen haben: Gott ist trotzdem da. Vielleicht muss ich einfach noch mal den Sendersuchlauf einstellen.

Nachdenkaufgabe

Das Blatt kann auch in drei Teile zerschnitten – und im Heft weiter ausgestaltet werden:

Kindergottesdienst

Mit meinen Kleinen werde ich – nach der Idee von Sr. Esther Kaufmann (RPH 2014/3) – Höhlen bauen und sie können sich darin verkriechen. Sie werden die Geräusche der Naturgewalten in ihren Höhlen hören – aber erst herauskommen, wenn die Stille einsetzt. Sie werden die Stille erleben und mit ihr die zarte Berührung Gottes (mit einer Feder).

Ich hoffe mein Sohn merkt dann, was Gott für die Menschen sein kann: Nicht richtig zu fassen- doch für die, die lauschen, ist er im Kleinen, Zarten.

Mit so einem “Kollegen” sitze ich gerne im Großraumbüro …

Und noch ein Buchtipp:

Hier findet ihr die Buchkritik und eine Leseprobe des Verlages.

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