Oder: Warum man die beiden Weihnachtsgeschichten nicht voneinander trennen sollte – oder doch?
Zwei Erzählungen – zwei Perspektiven – zwei Adressaten
Matthäus und Lukas erzählen beide die Weihnachtsgeschichte – aber eben aus unterschiedlichen Perspektiven und mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Zusammen bieten sie ein umfassendes Bild davon, was die Geburt Jesu für die Menschheit bedeutet.
Beide Geschichten greifen prophetische Verheißungen aus dem AT auf.
Eine Frage der Perspektive
Matthäus: „Leute, DER König kommt!“
Diese Erzählung betont die königliche Herkunft Jesu und seine Verbindung zu den jüdischen Traditionen. Matthäus erzähltvon Jesus und seiner Abstammung, den Weisen aus dem Morgenland, dem Stern, der sie führt, und der Flucht nach Ägypten.
Dies unterstreicht die Bedeutung Jesu als König und Messias.
Matthäus erzählt für ein jüdisches Publikum und möchte klarstellen: Jesus ist der verheißene Messias! Hier geht es um die Erfüllung der alttestamentlichen Prophezeiung und die königliche Identität Jesu.
Lukas: „Leute, ein menschlicher König kommt zu uns- er kommt zu den Armen!“
Auch Lukas erzählt von Jesus als einem König, er legt den Fokus aber auf die Menschlichkeit Jesu und die einfachen Umstände seiner Geburt. Er erzählt von der Verkündigung an die Hirten, dem Lobgesang der Engel und der Anbetung durch die Hirten. Lukas möchte die Botschaft von Frieden und Freude für alle Menschen hervorheben.
Lukas erzählt für eine nicht-jüdische Zuhörerschaft und betont die universelle Bedeutung der Botschaft Jesu. Die Themen Barmherzigkeit, Frieden und Freude steht bei Lukas im Vordergrund.
Doch besser Trennschärfe zeigen?
Wenn wir die Geschichten trennen, fördert dies ein tieferes Verständnis von der Geburt Jesu. Aber warum trennt man sie dann nicht? Warum kennen Kinder und auch viele Erwachsene nur eine Mischform?
Beide Geschichten zu einer zu kombinieren macht das Erzählen einfacher. Wir könnten es getrost als einen komplementären Teil einer größeren Geschichte betrachten …
- Es geht beiden um die besondere Bedeutung Jesu für die Menschheit
- Erst zusammen ergibt die Geschichte ein umfassendes Bild
- Gemeinsam zeigen sie die Vielfalt der Erfahrungen und Reaktionen, die die Erzählungen von der Geburt Jesu hervorriefen
- Es wird deutlich: Die Botschaft Jesu ist für alle Menschen relevant – unabhängig vom Hintergrund
- Beide Erzählungen laden jedenfalls ein, sich mit der Botschaft von Jesu Geburt auseinanderzusetzen
Erst zusammen ergibt sich eine reichhaltige und tiefgründige Botschaft über die Geburt Jesu. Ihre unterschiedlichen Perspektiven und Schwerpunkte ergänzen sich und bieten ein umfassenderes Verständnis der Bedeutung von Jesu Ankunft in der Welt. Indem man beide Erzählungen zusammen betrachtet, wird die Vielfalt und Tiefe der Weihnachtsbotschaft deutlicher.
Außerdem: Wer will denn entweder die Hirten ODER die Sterndeuter in der Krippe aufstellen und auf die anderen verzichten?
Und doch…
…würde ich den Kindern erzählen, dass es zwei Geschichten gibt. Besonders in den Klassenstufen 3 und 4 kann dies zu einem tieferen Verständnis der Bibel und ihrer Struktur führen. Das besonders Sympathische an der Bibel ist für mich, dass sie solche Texte nebeneinander stehen lässt und es uns in die Hand gibt, was wir damit machen.
Praxisidee
Hier habt ihr eine Möglichkeit spielerisch an die beiden Texte heranzugehen.
Texte
Die beiden Texte werden ausgedruckt und von den Kindern gelesen. Gerne kann dies auch gruppenteilig geschehen (eine Gruppe liest Lk, die andere Mt.). Die Personen und Gegenstände können im Text markiert werden. Danach wird sich über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten ausgetauscht.
Es kann auch eine Krippe mit den jeweiligen Protagonisten gemalt werden.
Auf geht´s: Spielen!
Die Anhänger werden für jedes Kind, oder jeweils für eine Partner – oder Gruppenarbeit ausgedruckt.
Die Kinder schneiden die Kärtchen aus und sortieren die Personen und Gegenstände der jeweiligen Geschichte zu.
Danach können die Anhänger verschenkt oder an andere Geschenke angehängt werden.
Es gibt auch eine Blankoversion, die von den Kindern frei gestaltet werden kann. Eurer Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
Was findet sich in der Weihnachtsgeschichte nach Mt. und Lk.?
Zwei interessante Infos:
Spannend: Ochse und Esel werden nicht explizit in den Erzählungen genannt. Wo würden sie eher hingehören? Kann man sie einem Evangelisten zuordnen? Warum Lukas? (Ich habe sie trotzdem in der Anhängerdatei eingefügt – ein guter Gesprächsanlass 😉)
Interessant: Der Stall war eigentlich gar kein Stall, sondern gehörte wohl eher zu einer Herberge. Die Räumlichkeiten waren alle besetzt – aber im dazugehörigen Stall war eben noch Platz für Maria und Josef. Somit ist das Bild eines Stalls mitten auf dem Feld zwar sehr romantisch – aber wohl nicht der Ort des Geschehens. So ist es auch gut zu erklären, warum sicherlich auch ein Ochse und Esel anwesend waren …
In Krippenspielen werden einzelne Elemente, die so nicht in der Bibelerzählung vorkommen, ausgestaltet (z.B. verzweifelte Herbergssuche). Und genau diese bleiben den Kindern im Gedächtnis.
Weil es drei Geschenke gibt, wurden aus den Sterndeutern (Anzahl unbekannt) eben drei heilige Könige – für jeden ein Geschenk!
Sagt mal, wie es bei euren Kids ankommt! 😉