Den Advent einläuten mit Schuster Martin

Der Advent ist so vielgestaltig, dass er dadurch auch neue Ansätze bietet. Vielleicht durch ein bekanntes Bilderbuch mit einer sinnenhaften (= viele Sinne ansprechenden) Umsetzung?

Die Einheit ist – mit kleinen Abwandlungen – für alle Klassenstufen umsetzbar. Besonders lohnend kann diese Planung für die dritte und vierte Klasse sein, wenn die Lehrkraft schon viele andere Zugänge für die Advents- und Weihnachtszeit ausprobiert hat.

Das Bilderbuch

Schuster Martin lebt allein in seiner Werkstatt. Er hat es sich angewöhnt, in der Bibel zu lesen und die Worte in seinem Herzen zu bewegen. Dieses Ritual ist ihm wichtig geworden. Eines Abends hört er eine Stimme. Er glaubt darin Jesus zu hören, der ihm verspricht, ihn morgen zu besuchen. Am nächsten Tag wartet er gespannt. Währenddessen hilft er mehreren Menschen in ihren kleinen Nöten: Einem alten Mann bietet er einen Tee und ein paar Minuten zum Aufwämen in seiner Werkstatt an, einer Mutter schenkt er eine Decke für ihr Baby und ein Stück Brot, einem Jungen begleicht er seine Schuld. Als der Tag endet, ist Jesus nicht zu ihm gekommen. Martin ist enttäuscht. Doch er vernimmt wieder dieselbe Stimme. Sie versichert ihm: „Ich bin zu dir gekommen, hast du mich nicht erkannt?“ Martin versteht nun, dass Gott uns in allen Menschen begegnet – man muss nur bereit sein, ihn aufzunehmen.

Die Idee

In dieser Einheit werden zwei Dinge miteinander kombiniert:

  1. Ich möchte die Achtsamkeit der Kinder schulen, indem sie sich zuerst selbst wahrnehmen. Ihren Körper als Haus betrachten, sich öffnen oder verschlossen bleiben, denn beides darf sein!
    Auch Martin lädt Menschen in sein Haus ein. Er macht seine Tür und damit sein Herz weit auf für die Nöte der Menschen.
  2. Erst wenn wir uns unseres Daseins bewusst sind, schauen wir auf die anderen. Wir verbinden uns miteinander, werden Teil einer Gruppe und bilden ein gemeinsames, stabiles Haus. Wir können nun die anderen achtsam wahrnehmen. Wir werden ganz Ohr, sehen mit unseren Herzen und öffnen uns.

Das Haus ist in dieser Einheit mehr als ein Gebäude. Es soll für unser Seelenhaus stehen. Das wird nicht thematisiert, schwingt aber mit. Martin öffnet sein Haus (und damit sich selbst) für die Menschen und damit öffnet er sich Gott. So kann Barmherzigkeit gelingen!

Die Einheit ist inspiriert durch die Religionspädagogische Praxis. Im RPP Heft 1987/4 findet sich die ursprüngliche Idee.

Das Körperhaus

Jede Stunde dieser Einheit beginnt im Stuhlkreis, werden uns unseres Körpers bewusst und widmen uns achtsam unserer Gemeinschaft:

Zuerst wird die Aufmerksamkeit auf das eigene ICH gelenkt:

  • Wo bin ich (betrachten des Raumes, der Umgebung)?
  • Wie bin ich da (ruhig, aufgebracht, traurig)?
  • Wie sitze ich im Kreis? …

Dann erst folgt das WIR:

  • wir nehmen unsere Gemeinschaft wahr (betrachten die Gesichter, lächeln uns zu, schauen uns in die Augen)
  • werden uns unserer nächsten Nachbarn bewusst (wer sitzt rechts und links von mir)
  • und verbinden uns miteinander (s.u.).

Kurze Zusammenfassung

So starten wir in jede Stunde:

Im Stuhlkreis bauen wir unser „Fundament“ auf, werden uns unseres „Grundes“ bewusst:

  • Füße auf den Boden stellen
  • Nachfühlen: Wie bin ich da?
  • Ruhig werden, Atem spüren
  • „Ich bin wie ein Haus“

Wir wenden uns den anderen zu:

  • Ich kann mich / mein Haus verschließen (Hände um den Körper schlingen). Das ist vollkommen in Ordnung! Nicht an jedem Tag will ich mich öffnen …
  • Ich kann mich / mein Haus öffnen (Hände weit und einladend öffnen, mich meinem Nachbarn zuwenden)
  • Wir können uns miteinander verbinden und ein großes Haus werden: Reichen uns nacheinander die Hände, heben sie über unsere Köpfe, bilden so ein großes Haus. Wir können gemeinsam immer mehr zur Mitte streben, so dass sich alle Hände in der Mitte berühren (es entsteht ein Händedach).
    (Gerne kann man auch beide Hände auf die Schultern des Nachbarn legen – Corona lässt grüßen – wobei ich es sehr wichtig finde, sich auch wieder zu berühren …)

Das Stoffhaus

Hier seht ihr, wie das Bodenbild am Ende der Einheit aussehen kann.

Das Haus begehen

Mit dem langen Seil sammle ich die Kinder ein und bilde mit ihnen einen Kreis. Wenn die Gruppe groß ist, legen wir nur eine Hand an das Seil und stehen seitlich. Ich schließe beide Enden des Seils mit meinen Händen. Wir finden die Mitte und legen es ab.

Ich lege das Stoffhaus in die Mitte (besteht aus zwei braunen Tüchern), öffne das Seil am Eingang des Hauses und hole ein Kind ab, das in das Haus eintritt. „Lass deine Augen zufallen und warte!“ Ich schlage eine Zimbel an und das Kind öffnet daraufhin seine Augen. Nun werden nacheinander weitere Kinder eingeladen (immer einzeln!) und in das Haus geführt. Hier liegt der Fokus auf dem kleinen, zarten Ton, auf dem Warten. ICH WARTE …

Achte auf das Gesicht eines jeden Kindes, wenn es den Ton hört … 😉 (Was fällt dir auf?)

Das Papierhaus

Jedes Kind fertigt für die Einheit ein Papierhaus an.

Das Haus wird außen gestaltet. Unter den umgeknickten Ecken (rechts und links des Daches) können Geheimnisse eingezeichnet werden.

Wir führen ein Gespräch über Häuser: Wie muss ein Haus sein, in dem du dich wohl fühlst?

In jeder Stunde ziehen nun Personen in das Papierhaus ein, die im Bilderbuch des Schuster Martin vorkommen.

Die Personen

Passend zur Geschichte werden nach und nach die Personen in das Papierhaus eingeklebt. Mögliche weitere Gestaltungsideen:
– Fehlende Gegenstände werden ergänzt (Dampf, der aus der Tasse aufsteigt, die Decke für das Baby, der Apfel in der Hand der Marktfrau)
– Denkblasen zu den einzelnen Personen verfassen
– Den einzelnen Personen „warme“ Herzen einmalen
– Martin kann ein besonders strahlendes Herz mit einem Auge bekommen (Martin sieht mit seinem Herzen) …

Hier sind eurer Phantasie keine Grenzen gesetzt!

Die Kopiervorlage

Tipp: Für die zweite Klasse würde ich die Vorlage auf DIN A3 vergrößern. Dann haben die Kids mehr Platz zum Gestalten der Personen.

Vorlage als PDF

Der genaue Ablauf

1. Einheit

Das Körperhaus (siehe oben) wird aufgebaut und das Stoffhaus begangen (siehe oben). Jetzt bastelt jedes Kind sein Papierhaus und gestaltet es von außen.
Worauf kommt es euch in einem Haus zum Wohlfühlen an?
Wir fragen uns: Wann fühlen wir uns in einem Haus wohl / unwohl?

2. Einheit

In unserem Haus wohnt ein Schuster namens Martin. Eine Kegelfigur zieht in das Stoffhaus ein.
Erzähle den ersten Teil der Geschichte und gestalte mit den Kindern das Stoffhaus passend (siehe Foto oben): Es zieht eine schöne Tischdecke und die Bibel in das Haus ein. Die Kinder hören von Stefan. Gespräch über Wärme: „Wann wird es dir warm ums Herz?“ Wärme kann man verschenken, nicht nur durch ein warmes Getränk … Martin begegnet den Menschen auf besondere Weise.
Die SchülerInnen beginnen ihr Papierhaus zu füllen. Sie klappen dafür ihr Haus auf:
–> Die beiden Stefans (einer schippend, der andere trinkend) auf die linke (innere) Seite, den linken Flügel kleben und gestalten.

3. Einheit

Martin begegnet den anderen Menschen auch voller Liebe und Wärme. Lies die Teile der jungen Mutter und der Marktfrau aus dem Bilderbuch vor. Ein Gespräch über „Mit dem Herzen sehen“, barmherzig sein (Impulsbild siehe Download „Barmherzigkeit“) folgt.
–> Die Mutter mit Kind und die Marktfrau werden auf die aufgeklappte rechte Seite geklebt. Die Mutter oben, die Marktfrau mit dem Jungem darunter.

–> Maximalplanung: Wer fertig ist, legt auf eine kleine Runddecke ein (barmherziges) Herz aus Legematerial. Möglicher Impuls: Was war dir an deinem Herz wichtig?
Das große Impulsherz (siehe Download „Impulsherz“) wird in das Stoffhaus gelegt:

Wo die Liebe ist, da ist Gott!

Impuls: „Martin begegnet den Menschen mit Liebe. Wo war er hilfsbereit, lieb?“ In diesen Augenblicken war also Gott mitten unter ihnen!
Um die Kegelfigur legst du Strahlen (Legematerial z.B. aus Goldpapier oder Muggelsteine …): Martin erreicht mit seiner Liebe die Menschen und „strahlt“.

–> Die Kinder kleben Martin in das Haus, direkt in die Mitte.

4. Einheit

Die Geschichte wird weitergelesen. Martin fragt sich: „Warum kam Jesus nicht?“ Was denken die Kinder darüber? Möglicher Impuls:
„Jesus kam zu Martin, nur anders, als er dachte“.

Während nun die einzelnen „Besucher“ nochmals zu Martin kommen und jeweils den Satz sagen: „Hast du MICH nicht erkannt?“, schlägst du bei dem Wort „Mich“ jedes Mal kurz die Zimbel an.
Gespräch darüber: Was bedeutet das?
Martin holt seine Bibel heraus und liest den Satz (hier stark vereinfacht): Wenn wir helfen, ist Jesus mitten unter uns. Diesen Satz ziehst du (vorab aufgeschrieben und in der Bibel versteckt) am Ende aus der Bibel heraus und legst ihn in das Bodenbild.
Martins Herz wird ganz hell. Entzünde eine Kerze, trage sie im Kreis, dass alle erhellt werden und stelle sie in das Haus.

–> In das Papierhaus wird über Martin das Impulsherz geklebt.

Was hat das jetzt mit uns zu tun?

Was wünscht sich Jesus von uns – heute?

Martin sieht die alltägliche Not der Menschen und lässt sie in sein Haus ein. Er gibt ihnen nicht das Besondere, sondern etwas Kleines, Alltägliches. Das wird zum Besonderen!

Wie kann ich – als Kind – helfen? Die Kinder überlegen sich Möglichkeiten, barmherzig zu sein. Diese werden in die Bilderrahmen (siehe KV unten) gemalt und in die Mitte, um Martin geklebt.

Wer mag, kann noch die Werke der Barmherzigkeit (hier die abgespeckte Version) besprechen und den 4 guten Taten von Martin zusortieren.

  • Jemanden zu sich einladen (passt zu der Figur: Stefan schippend)
  • Menschen, die Durst haben, etwas zu trinken geben (passt zu der Figur: Stefan sitzend)
  • Menschen, die nichts anzuziehen haben, kleiden (passt zu der Figur: Junge Mutter mit Kind)
  • Menschen, die Hunger leiden, etwas zu essen geben (passt zu den Figuren: Marktfrau mit Jungen)

Es weihnachtet sehr …

Um nun die Kurve zum Advent und Weihnachten zu kriegen, führen wir ein Gespräch darüber, dass der Advent eine Zeit des Wartens ist: Wir warten auf Jesus (und seine Geburt) und sind offen für Begegnungen. Wir hören genau hin, was um uns passiert.

Auch Martin hat auf Jesus gewartet. Er war ganz Ohr und hatte ein offenes Herz für die Nöte der Menschen. Wir haben festgestellt, dass Jesus überall dort ist, wo sich Menschen gegenseitig helfen.

Ist dann etwa immer Weihnachten???

Ich wünsche euch eine gesegnete Adventszeit, mit vielen Begegnungen,warmen Worten und Herzen.

Die Buchkritik „Martin der Schuster“ findest du hier!

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