Eine Scheibe Brot für alle?

Eine minimalistische Erntedankfeier

Der Religionspädagogischen Praxis sei Dank

…denn durch diesen Weg gehe ich viel achtsamer und bedachter in die Begegnung mit Kindern. Es braucht gar nicht viel und schon bist du mittendrin. Dieses Mal habe ich die Einheit im KIGO ausprobiert: 29 Menschen waren da. Die Kinder waren im Alter von einem bis zwölf Jahre. Für die Durchführung braucht man nicht viel. Besonders wichtig ist jedenfalls ein Sitzkreis und eine Scheibe Brot.

Eine Scheibe Brot für alle?

Wer konnte ahnen, dass so viele Menschen an diesem Samstag den Weg in den Erntedank KIGO finden? Für diese Einheit hatte ich genau EINE Scheibe Brot. Das langt ja nie – so dachte ich …

Der Ablauf

Wir verbinden uns. Nach RPP bedeutet das: Wir reichen uns nacheinander(!) die Hände. Es ist wichtig den Kreis nicht einfach so zu schließen. Wir müssen warten, uns anschauen, die Hände reichen. Stück für Stück schließt sich der Kreis. So entsteht Gemeinschaft.

Auch im KIGO gelingt das nicht sofort. Das ist ein Prozess. Mit so etwas Kleinem (Großem) beginnt es…

Die Kinder sehen die Runddecke. Sie überlegen: Was könnte auf den Tisch kommen? Hier darf geträumt und geschwelgt werden. Die eigenen Vorstellungen werden in Worte gekleidet.

Ein Geheimnis liegt in der Mitte! In ein schönes Tuch gehüllt liegt es auf unserem „Tisch“. Wir öffnen das Geschenk Zipfel für Zipfel.
Hier liegt der Fokus auf dem geheimen und schön verpackten „Geschenk“. Das Auspacken wird zelebriert. Es zeigt die Wertigkeit des Brotes.

Warum ist eine Scheibe Brot kostbar? Haben wir nicht genug davon? …

Die Message liegt nicht im Gesagten, sondern im Zeigen: Wir tragen das kostbare Geschenk im Kreis, legen es vorsichtig ab. Es liegt in der Mitte. Ganz kostbar. Wir können es erkennen.

Was sehen wir? Wir sehen eine Scheibe Brot!

Das Brot wird von der Lehrkraft aus der Mitte genommen und lieblos neben sich auf den blanken Fußboden (auf ein zerknülltes Butterbrotpapier) gelegt.

Was sehen wir jetzt? Etwas hat sich verändert … Die Wertigkeit fehlt. Jetzt ist das Brot kein wertvolles Geschenk mehr. Oft können wir solche Brote sehen – auf dem Schulhof, im Mülleimer …

Das Brot kommt vorsichtig zurück auf seinen schönen Platz. Alle atmen auf.

Wir überlegen: Womit beginnt es?
Mit dem Säen der Körner, mit dem Regen, der Sonne, dem Ernten usw. Für all unsere Ideen (was braucht es alles, bis wir das Brot essen können?) überlegen wir uns Gesten.

Vielleicht finden wir für die Dinge, die uns zum Brot einfallen eine passende Farbe? Dann legen wir ein Runddeckchen an unsere Tischdecke an. Ein bunter Kreis entsteht um die Decke.

Welche Farbe hat denn der Regen, der Hunger, das Essen, die Sonne?

Wir geben die Scheibe Brot weiter. Tragen sie von Kind zu Kind. Ein Kind gibt, eines empfängt. Langsam und mit Bedacht.

Brot ist nicht selbstverständlich! Auch wenn wir es gewohnt sind, Nahrung im Überfluss zu haben. Brot ist wertvoll. Dafür können wir danken. Denn satt zu sein ist ein großes Geschenk!

Jesus hat uns ein Gebet gelehrt, in dem ist sogar vom Brot die Rede. Ein Teil heißt: „Vater unser im Himmel, unser tägliches Brot gib uns heute.“

Vor dem Austeilen wird ganz klar gesagt: Wir warten darauf, dass alle Kinder ein Stück Brot haben. (Das Warten fällt furchtbar schwer!)

Ich habe das Brot selbst ausgeteilt, denn meine KIGO Kinder sind teilweise noch sehr klein. Schöner ist es, wenn die Kinder sich selbst ein Stückchen nehmen.

Sollten sich einige Kinder (zu) große Stücke abbrechen, dann heißt es abwarten … Was passiert, wenn nicht alle etwas haben?

Jetzt ist die Frage, was die Kinder in ein Bild legen, zur Gestalt bringen. Was ist dir wichtig? Die Sonne, das Getreide, die Scheibe Brot, die Erde…?
Gestalte mit Legematerial ein Bild auf einer kleinen Runddecke.

Eine Scheibe Brot für alle!

Tatsächlich hat die Scheibe Brot am Samstag für alle gereicht. Das hatte ich nicht erwartet. Und es war sogar noch genau ein Stück übrig. Ein Wunder? Für mich auf jeden Fall!

Ein herzliches Dankeschön

…an Schwester Esther, die diese Einheit konzipiert – und mir erlaubt hat, diese hier (auf meine Weise) zu veröffentlichen. Sie finden diese Anschauung im RPP Heft 3/2011 „Die Erde hat Frucht gebracht“.

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