Wie theologisiere ich mit Kindern? Teil 1

oder: Warum das Leben keine „Sendung mit der Maus“ ist

Auf alle Fragen eine Antwort?

„Das Leben ist keine Sendung mit der Maus“. Dieses Zitat habe ich gestern in einem Roman gelesen und fand es für meinen neuen Beitrag so passend. Sonntags bekommen wir auf die verrücktesten Fragen eine Antwort:

Wie kommen die Streifen in die Zahnpasta? Wie baut man eine Brücke?Wie kommt der Stiel an den Lolli?

Über die meisten Fragen habe ich mir noch nie in meinem Leben Gedanken gemacht. Umso interessanter ist es dann, die Lösung in aller Deutlichkeit (meist sogar in Zeitlupe!) gezeigt und erklärt zu bekommen.

Leider gibt es auch Fragen, die sind schwieriger zu beantworten. Kinder machen auch vor diesen „großen Fragen“ nicht halt. Eine einfache Antwort gibt es hier nicht.

Theologisieren mit Kindern – ist das schwierig?

Für uns kann sich das Philosophieren / Theologisieren ungewohnt anfühlen, denn es gibt kein für alle verbindliches Ergebnis. In allen anderen Schulstunden arbeiten wir auf ein Ziel hin. Ein philosophisches oder theologisches Gespräch ist bedeutungsoffen. Das kann einen schon nervös machen …

Ein Trost: Solche Gespräche sollten auch ein Ergebnis, einen Lernzuwachs haben – nur eben anders:

  • der gemeinsame Gesprächsweg ist ein Ziel
  • eine Gesprächskultur zu entwickeln ist wesentlich (laaaaaaangfristiges Ziel)
  • und die Bündelung / Sammlung am Ende ist der abschließende Lernzuwachs. Hier ist aber eher die Vielfältigkeit der Äußerungen aufzuzeigen und nicht die EINE besondere Aussage von Torben-Hendrik hervozuheben, die mir besonders gut gefallen hat.
    Frieder Harz hat solch einen perfekten Bündelungsimpuls formuliert, den ich hier gerne zitieren möchte:

„Unsere Gesprächsschale ist unsichtbar reich gefüllt. An was erinnerst du dich noch, was andere hineingelegt haben?“

Frieder Harz

Theologisieren regt an …

Philosophieren & Theologisieren sind sich sehr ähnlich, geht doch die eine aus der anderen hervor. Sie unterscheiden sich aber in einem wesentlichen Punkt: Die Zielsetzung ist eine andere.

Das Theologisieren ist die gemeinsame Suche nach Antworten auf theologische Fragen – ein Nachdenken über Gott und den Glauben.

Kinder dürfen hier ihre eigenen Fragen und Vorstellungen äußern und gemeinsam nach (möglichen) Antworten zu suchen.

Theologisieren ist keine einfache Methode, es ist ein Weg, der durch stetige Übung breiter wird.

Worauf kommt´s an?

Ich habe mir 4 Punkte herausgegriffen, die wir beim Theologisieren beachten können:

Der Punkt, der alles miteinander vereint, ist die eigene Haltung. Wenn wir Kinder wirklich als Subjekte des Glaubens sehen und sie ernst nehmen (in ihrem Staunen, Nachdenken und Fragen), werden die anderen Aspekte automatisch mitbedacht.

Die 4 Aspekte

Kinder machen sich ihre eigenen Gedanken über Gott und die Welt. Dabei kreieren sie ihren Glauben: Sie überarbeiten, bedenken, entwickeln. Dieser Prozess ist enorm wichtig, damit der Glaube „mitwachsen“ kann und nicht irgendwann überholt und kindisch erscheint. Auch der Austausch miteinander, das Akzeptieren andererer Meinungen muss trainiert werden. Somit gibt es viele gute Gründe, das Theologisieren über die großen Fragen immer wieder in den Unterricht einzubauen.

Weiter geht´s …

…mit einem Beitrag über das praktische Theologisieren mit Kindern (Teil 2).

…mit einer Einheit zum Theologisieren. Aufhänger ist das Lied „Mein Gott“ / „Bist du ein Haus aus dicken Steinen“ (Teil 3)

…mit einer Taskcard zum Thema und viel zusätzlichem Material.

STAY TUNED!

Einen ganz praktischen Beitrag von Horst Heller über theologische Nachdenkgespräche findet ihr hier!

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