Wie ist das mit dem Tod?

Wann seid ihr das letzte Mal Gummitwist gesprungen? Bei mir war´s gestern – nach gut 25?? Jahren Abstinenz. Ich wusste nicht, dass die Schwerkraft einen Erwachsenen so an die Erde bindet. Als Kind habe ich das Stuuuunden gespielt – und nur manchmal hat mich die Erdanziehung daran erinnert, nicht fliegen zu können oder diese Gummitwist-Höhe auf keinen Fall zu überwinden.
So ungefähr fühle ich mich momentan: Ich bin so schwer! An die Erde gebunden und traurig darüber, dass das mit dem Fliegen irgendwie nicht (mehr) klappt. Überkommen hat mich diese durchdringende Schwere durch viel zu häufiges Hören von schlimmen Diagnosen, bis hin zu viel zu früh eintreffenden Todesnachrichten. Da vergeht einem die Leichtigkeit …

Drumherum reden

Beim Schreiben des letzten Absatzes habe ich versucht das Wort „Todesnachrichten“ zu umschreiben in sowas wie „das Unausweichliche“. Das zeigt schon: Der Tod ist kein Thema – noch nicht mal ein Wort – das man gerne an– oder auch nur ausspricht. Wenn Erwachsene betroffen sind, ist das schlimm und es fehlen einem oft genug die Worte. Man ist wie blockiert, schwer wie Blei.
Aber wie erkläre ich Kindern den Tod oder bereite sie auf diese bedeutsame und traurige Lebenserfahrung vor?

Die Pfützenspringer

Kinder trauern impulsiv und zeigen vielfältige Gefühle und Verhaltensweisen. Sie sind „Pfützenspringer“: In einem Augenblick sind sie furchtbar traurig und dann, im nächsten Moment, wenden sie sich freudig pfeifend dem Malen zu. Sie springen in die Trauer hinein und nach ein paar Augenblicken wieder hinaus. Diese Gefühlszustände sind nicht vorhersehbar und überfordern Erwachsene oftmals (besonders wenn sie selbst trauern).
Zwei wundervolle Bilderbücher für diese Art des Trauerns sind: „Was ist das?“, fragt der Frosch & „Leni und die Trauerpfützen“.

Wie ich mich dem Thema Tod nähere, hängt von vielen Faktoren ab. Aber niemals ist ein Mensch zu klein, um mit ihm über den Tod zu sprechen. Trauer ist eine Entwicklungsaufgabe, die es gilt zu bewältigen, um sich irgendwann wieder dem Leben zuwenden zu können. Dafür braucht das Kind uns, um es durch diese Zeit zu begleiten.

Vorstellungen

Die Vorstellungen vom Tod sind so verschieden, wie wir es sind. Die Entwicklung von Todesvorstellungen ist ganz individuell und das macht Einteilungen so schwierig, da die einzelnen Vorstellungen und Entwicklungsphasen ineinander übergehen oder sich überlappen. Es geht bei meiner Einordung nicht um eine Kategorisierung, sondern um eine mögliche Interpretationshilfe zum besseren Verständnis:

Die Bilder von Tod und Sterben sind dem Menschen nicht von Geburt an mitgegeben. Sie entwickeln sich und können durch Hilfestellungen und Angebote weiter wachsen. Ziel ist es, ein realistisches Todeskonzept zu entwickeln und sprachfähig in der Trauer zu werden. Hier sind die Bezugspersonen und damit Vorbilder ganz wesentlich.

Sprechen, sprechen, sprechen = nicht hilflos sein

Der Tod ist in unserer Gesellschaft ein ausgeschlossener Gast. Er kommt immer ungebeten und wird am liebsten ignoriert. Er ist ein Störfall und gehört nicht (mehr) dazu. Man möchte dadurch Abstand gewinnen und hat schlichtweg keine Erfahrung im Umgang mit dem Tod und dadurch oftmals keine Worte.
Dieser Umgang ist fatal, denn der Tod ist – ob wir das wollen oder nicht – Teil des Lebens. Kinder begegnen dem Tod. Sie davon auszuschließen, tabuisiert ihn, lässt viel zu viele Fragen offen und die Wunden des Verlustes heilen nur umso schwerer. Die Lücken, die durch die Sprachlosigkeit entstehen, werden durch Fantasien gefüllt. Das kann durchaus problematisch sein.

Ich erinnere mich, dass ich als Kind nicht auf die Beerdigung meines Opas mitgehen durfte, um mich zu „schonen“. Ich wäre sehr gerne dabei gewesen und empfinde es bis heute als Verlust.

Wir sollten den Tod wieder näher an uns heranlassen, ihn in unser Bewusstsein rücken, klarer wahrnehmen und so eine einfühlsame Gesprächskultur entwickeln. Der Tod verliert so nicht die Schwere, aber seine Tabuisierung. Wir brauchen Vorbilder und Modelle, die helfen, den Umgang mit Trauer zu erlernen, um der Ohnmacht und Hilflosigkeit etwas entgegenzusetzen.

Bilderbücher

Bilderbücher eignen sich, um Kinder sprachfähig zu machen, zu stärken und unterschiedliche Verhaltensweisen kennenzulernen. Sie können sich mit den Figuren des Buches identifizieren und Fragen stellen, die interessieren. Eigene Gefühle und Gedanken können auf die Personen übertragen und geäußert werden, ohne dies in eine Ich-Aussage formulieren zu müssen. Der Rahmen der Geschichte bietet einen Schutzraum. Trauerprozesse können nacherlebt, mitempfunden – und Umgangsmöglichkeiten mit dem Tod durchdacht werden.

Welche Art des Bilderbuches man wählt, entscheidet über die Intensität des Austausches:

  • Fiktive Tiergeschichten halten den Tod auf Abstand
  • Menschen erleben den Tod eines Tieres
    Ein Bsp. findest du hier
  • Kinder erleben den Tod eines nahen Angehörigen

Hier findest du eine Vielzahl an empfehlenswerten Bilderbüchern aus allen Kategorien.

Hier gibt es noch weitere – zusamengestellt von Stefan Mendling und Anke Höhn.

In einem zweiten Teil werde ich mich dem Thema Tod im Religionsunterricht widmen.

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