Religiöse Bildung, echt jetzt???

Der Orientierungsrahmen “Religiöse Bildung und ev. Religionsunterricht” in aller Kürze

Denkschriften – nein danke?

Ich weiß, da geht meist ein Stöhnen durch die Hallen, wenn es eine neue Denkschrift gibt – nicht aus Interesselosigkeit oder Ignoranz, sondern einzig und allein wegen der verdichteten Informationen, die auf vielen Seiten eine Essenz ergeben, die man nur schwer durchdringen kann. Es hat sowas von “durch Sirup schwimmen”. Da haben sich ja viele Menschen wirklich massig Gedanken zu einem Thema gemacht- aber das alles LESEN und durchdenken??? Da reicht oft die Energie nicht aus. Durchblättern vielleicht …

Orientierungsrahmen – auch: nein danke?

Jetzt gibt es einen Orientierungsrahmen namens “Religiöse Bildung und Evangelischer Religionsunterricht in der Grundschule“.
VIELLEICHT hätte ich auch so (wie oben beschrieben) reagiert, wenn ich nicht eine persönliche Vorstellung des Planes von Juliane Ta Van (Geschäftsführerin) erhalten hätte … Wir haben uns richtig reingefuchst. Oft denkt man ja nach dem Lesen: “Joa, klingt gut- ist halt nur weit weg von der Realität.” Hier wurde ich aber versöhnt, denn der Orientierungsrahmen ist wie eine Art Wunschpapier. Eines, das die Realität nicht aus den Augen verliert und einen Abgleich ermöglicht: Wie isses bei mir, bei uns an der Schule? Was fehlt mir? Was wünsche ich mir?
Nach jedem Kapitel werden hierfür Leitfragen gestellt, die zur eigenen Reflexion in der schulischen Situation dienen können.

Überzeugend

Was mich richtig gefreut hat: Die Fragen der Kinder stehen ganz am Anfang, in der Mitte und auch am Ende. Sie sollen das Zentrum sein. Nicht wir.

Und um euch einen kleinen Einblick zu verschaffen, habe ich wesentliche Punkte der Schrift in zwei Grafiken gepackt.

Kinder im Grundschulalter

Klar kann man jetzt sagen: Weiß. Ich. Alles.
Wenn ich aber lese, dass das Kind eine unverlierbare Würde hat und ein Recht auf das Fragen stellen, gibt das nochmal einen anderen Dreh. Und wenn ich dann auch ein “verhaltenskreatives” Kind vor Augen habe, während ich den Text lese … hilft es mir zu verstehen, was Kinder leisten. Wie sie auch mit den ärgsten Lebensbaustellen Veränderungen bewältigen. Das ist stark.

Religiöse Bildung

Bei diesem Satz habe ich aufgehorcht:

“Religiöse Bildung findet nicht nur im RU statt”.

Das hat mir gefallen. Dabei darf man jetzt natürlich nicht an alle Themen des Religionsunterrichtes denken, sondern was unseren Kindern in einem pluralisierten Alltag begegnet: Versammlungsgebäude im Stadtbild, Feste und auch unsere Feriennamen (Osterferien, Pfingstferien …). Religiöse Bildung und ethische Orientierung hilft, sich in unserer Welt zurechtzufinden und macht Religion vielleicht sogar erfahrbar. Das Ziel des Ganzen: Ein respektvoller und friedlicher Umgang miteinander, um gut zusammenleben zu können. Dabei spielt es keine Rolle was man glaubt oder wie man sozialisiert ist. Das wünschen wir uns doch alle – nicht nur die Religionslehrer*innen. Dafür muss Schule aber einfach sensibler werden und das Abi nicht unbdingt auf das Zuckerfest legen …

Der Ansatz, dass Schule ein Ort ist, an dem Kinder neue Hoffnung & Vertrauen in die Zukunft gewinnen können, ist einfach schön. Klar kann ich jetzt auch wieder mit den Augen rollen und sagen: “Schau dir doch an, wie es in der Schule aussieht und zugeht! Nichts ist so wie es sein sollte” usw. An den Großbaustellen im System Schule ändern wir nichts. Aber wir können uns vor Augen führen, dass wir in unserer Klasse, in unserem RU doch Veränderungen anstoßen können. Ich denke da immer an Beppo den Straßenkehrer aus Momo: Schritt für Schritt für Schritt.

Passt auf euch auf!

Ich kann in meinem Beitrag mitnichten die 66 Seiten dicke Schrift zusammenfassen. Ich habe mir natürlich nur einige Teile herausgepickt. Den ganzen Orientierungsrahmen findet ihr hier!

Ein Vergleich ...

Horst Heller hat das katholische und das evangelische Dokument zum Religionsunterricht in der Grundschule miteinander verglichen. Wer sie liest, findet Übereinstimmungen. Und doch unterscheiden sich beide Texte fundamental. Angesichts der Herausforderungen, vor denen der konfessionelle Religionsunterricht schon seit einigen Jahren steht, verwundert das.
Mehr dazu findet ihr hier!

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