Gottesdienste schnell und einfach planen?

Jeder kennt das. Am Ende des Schuljahres ist die Luft raus und dann soll auch noch ein alle-mitreißender Gottesdienst entstehen? Schwierige Kiste. Aber nicht unmöglich, wenn man ein paar Tipps beherzigt:

Ist Gottesdienst eigentlich nur Arbeit?

Man könnte es zu Beginn oft meinen, wenn man an die Planung und die Organistation denkt … Jedoch gibt es gute Gründe:

  • Ein Gottesdienst ist eine Reise in eine andere Welt, eine Art Innehalten im Alltag
  • Es lässt uns zur Ruhe kommen. Wir können uns berühren lassen, sinnenhaft
  • Wir, als Gemeinschaft, erleben uns in dem sakralen Raum neu (wir klingen auch anders!)
  • Im Gottesdienst hat alles seinen Platz: Freude, Sorgen, Ängste, Dank. Ich darf kommen, wie ich bin
  • Gott wird als Dimension des Lebens deutlich und erfahrbar

Was ist wichtig?

Meine Erfahrungen mit GODIs

  • Es steht und fällt mit der Länge des GODIs. Ich lege hier keine Zeitspanne fest, aber länger als eine Stunde ist nie eine gute Idee. Peilen Sie ca. 45 Minuten an, das halten auch die Kleinen aus, wenn sie sich angesprochen fühlen. Da sind wir schon mittendrin. Wie spricht man Kinder, die meist überhaupt keine Gottesdiensterfahrung haben, an?
  • Thema mitentscheiden: Für die Kinder, die den Gottesdienst mitgestalten, stellen Sie zwei Themen z.B: „Wege gehen“ oder „Stolpersteine“ zur Wahl. Die Kids machen sich dazu Gedanken und stimmen ab. Vorab wird klar gemacht: Wir akzeptieren ALLE die Mehrheitsentscheidung (wichtiger Punkt für beleidigte Leberwürste). Danach kommt ein Brainstorming zur Thematik und eine Verteilung der „Rollen“ bzw. Aufgaben.
  • Ablauf bzw. Aufbau des GODIs: Ein fester Fahrplan für alle ist wesentlich. Ich gestalte das Liedblatt immer so, dass der Ablauf plus die Liedtexte daraus hervorgehen. So hat man alles auf einen Blick.

Möglicher Ablauf

Die meisten Teile sind natürlich austausch- oder kürzbar

  • Begrüßung durch Kinder oder Pfarrer*in/Lehrer*in
  • Lied
  • Hinführung zum Thema Pfarrer*in/Lehrer*in
  • Kinder tragen ihre Ideen (z.B. Wünsche) dazu vor (1. Gruppe)
  • Lied
  • Pfarrer*in / Lehrer*in greift Thema nochmal auf und leitet über …
  • Kinder tragen ihre Ideen (z.B. Ängste) vor (2. Gruppe)
  • Lied
  • Bibelstelle oder -geschichte
  • Fürbitten (3. Gruppe)
  • Vaterunser
  • Segnung
  • Schlusslied
  • Mir ist ein stetiger Wechsel zwischen zuhören und mitmachen wichtig. Da helfen Lieder, z.B. mit Bewegungen, damit das Publikum am Ball – bzw. geistig anwesend bleibt. Aus diesem Grund ist es unabdingbar, dass alle Kinder die Lieder vorab üben und kennen. Nichts ist langweiliger, als ein Gottesdienst ohne lautstarkes Mitsingen der Gemeinde. Das reißt alle wieder mit!
  • Nicht alle Lieder müssen neu sein. Nehmen sie gerne einen Gassenhauer (Danke für diesen guten Morgen) mit auf oder in jedem Jahr das gleiche Segenslied (Irische Segenswünsche) am Ende. Dann ist nicht alles neu.
  • Gerne plane ich feste Kindergruppen ein, die schon passend zusammen in den Bänken sitzen. Diese Gruppe bleibt zusammen, steht auf, geht z.B. gemeinsam vor und wieder zurück. Das bringt Ruhe und Sicherheit für die Kinder (und für mich).
  • Planungspartner meint: Pfarrer*innen, andere Kolleg*innen (besonders Musik- oder Kunstkundige) … Sie müssen das nicht alleine wuppen! Holen Sie sich Hilfe. Zur Not bei den Eltern. Der erste Ansprechpartner ist die Schulleitung, dann kann eine Terminierung festgelegt werden (z.B. in der nächsten Konferenz). Hier wird dann auch gleich nach Kooperationspartnern Ausschau gehalten. Sollte sich hier keiner melden – zeigen Sie Ausdauer, halten Sie längere Stillephasen aus (wenn alle ihre Zehenspitzen anschauen und dringend Stifte spitzen müssen ;-)) und werben Sie für die Sache!

Ablaufplan

Einladung

Schön ist es, wenn Eltern und Verwandte am Gottesdienst teilnehmen können. Deshalb ist eine frühzeitige Einladung wichtig, damit die Gäste den Besuch einplanen können. Plakate oder Einladungen passend zum Gottesdienst können von den Kindern gestaltet werden. Hier könnten die Kunstlehrer*innen miteingebunden werden.

Mein goldener Tipp: Gehen Sie vor dem großen Auftritt mit den Kindern in die Kirche und proben Sie den Ablauf komplett durch. Erst hier erkennt man die Schwachstellen oder Stolpersteine. Das Üben beruhigt die Nerven aller Beteiligten.

Feedback

Der Gottesdienst ist vorbei, alle sind glücklich und dann wird meist ganz schnell zum Tagesgeschäft gewechselt. Nehmen Sie sich kurz die Zeit und notieren Sie sich, was Ihnen persönlich aufgefallen ist und fragen Sie auch einige Kolleg*innen, Schüler*innen, die Schulleitung und die Eltern. Es reicht, wenn das direkt im Anschluss (kurz auf dem Gang) passiert. Daraus lassen sich Ideen für´s nächste Mal ableiten, denn der nächste GODI kommt bestimmt!

Formen des Gottesdienstes

Nicht nur Einschulungs- und Abschlussgottesdienste sind denkbar, denn sie benötigen die meiste Vorbereitung. Probieren Sie doch mal einen „kleinen“ Gottesdienst, sprich Andacht aus. Anlässe gibt es viele:

Klassen- oder Pausenandachten, eine Andacht im Freien, im Wald, im Advent, in der Passionszeit, Abschiede …

Rechtliches für Rheinland-Pfalz

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Und Andersgläubige?

Alle sind herzlich eingeladen. Jeder und jede darf mit in den Gottesdienst und kann in der Begrüßung als Gast erwähnt werden („unsere muslimischen Schüler begrüße ich besonders!“). Wenn die Feier in der Kirche stattfindet, sollte die Erlaubnis der Eltern eingeholt werden. In der Denkschrift der EKD „Klarheit und gute Nachbarschaft“ (siehe S. 114 ff.) findet man hilfreiche Gedanken zu dieser Thematik.

Man kann grob zwischen multireligiösen Feiern (gemeinsame aktive Einbeziehung aller Gläubigen) und einem christlichen Gottesdienst, indem Andersgläubige eingeladen sind, unterscheiden.

Das Wichtigste zum Schluss

Egal wieviel Aufwand man betreibt, die wahre Kunst besteht darin, das Wesentliche (die Message) so zu verpacken, dass es bei den Kindern ankommt. Es sollte dabei nicht zu trivial werden (der liebe Gott ist soooo lieb), sondern in einfachen Worten, mit alltäglichen Mitteln Gottes Botschaft erklärt werden. Mir ist es dabei eine Hilfe, reale Gegenstände zu verwenden: Schirme, Türen, Füße, Bäume … und diese in Verbindung zu setzen.

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