Eine Unterrichtseinheit zum gleich umsetzen
Kennst du eine, kennst du alle …
Ich liebe es, Unterrichtseinheiten so zu planen, dass (fast) alle Stunden gleich ablaufen. Das erspart mir viel Gehirnschmalz und ich habe die Erfahrung gemacht, dass es besonders den Kindern im Lernprozess entgegen kommt.
Für euch ist es auch praktisch, denn wenn ich eine Stunde erklärt habe, wisst ihr, wie der Hase läuft.
Ausnahmen sind die erste und die letzte Stunde. Sie sind besonders und deshalb stelle ich sie euch gesondert vor.
Los geht´s!
1. Stunde: Gott in der Kiste
Ich breite zuerst eine gelbe Runddecke aus und stelle eine verschlossene Kiste in die Kreismitte.
„Ich habe euch heute Gott mitgebracht!“
Da kann man sich vorstellen: Das Gespräch kommt sofort in Fahrt. Provokationen können manchmal richtig gewinnbringend sein 😉
Die Kinder äußern sich frei und ein erster Blick auf ihre Gottesvorstellungen wird sichtbar („Gott passt doch nie in so ne kleine Kiste! Der ist doch im Himmel und viel zu groß!“ „Alte Männer können sich doch gar nicht so klein machen – auch nicht der Gott!“ usw.)
Wir klären auf: „Ihr habt recht – Gott ist nicht hier drin… Aber lauter Dinge, die beschreiben, wie Gott ist…“
Ich halte die Impulskarte „Gott ist wie…“ hoch
Die Kinder äußern sich frei
Ich öffne die Kiste und zum Vorschein kommen ganz unterschiedliche Bilder.
Die Kinder sollen jetzt in Partnerarbeit (Flüsterphase) die einzelnen Bilder betrachten und Adjektive sammeln. Die erste Karte zeigt ein Haus. Die Kinder assoziieren: Ein Haus ist: groß, stabil, hell, gemütlich …
Die gefundenen Adjektive werden im Plenum genannt und von der Gruppe um weitere Worte ergänzt. („Wie ist ein Haus noch?“)
Wir haben jetzt die Tatsachenebene beleuchtet. Das sind handfeste Attribute, die unsere Bilder näher beschreiben. Aber warum Gott wie ein Haus sein soll, das haben wir noch nicht herausgefunden… Das ist ein Geheimnis und nicht so einfach…
Wir überlegen, warum Gott wie ein Haus, ein Schiff, eine Kuscheldecke sein kann … und finden heraus: Gott ist immer auch noch viel mehr als das, was wir denken. Dazu passt die Geschichte „Von den Blinden und dem Elefanten“ oder noch viel besser: „Nanu ein Fuß!“
Die beiden Bildkarten „Tatsache & Geheimnis“ findet ihr auch auf der Taskcard. Dazu später mehr.
Die Tiere, die in einer gemeinsamen Hängematte schlafen, hören eines Nachts ein Geräusch. Sie machen sich auf die Suche nach der Ursache und finden etwas Unbekanntes. Das muss etwas sein, was sie sich vorstellen können, z. B. der riesige Fuß einer Schildkröte. Doch es stellt sich heraus, dass ein Elefant das Geräusch verursacht hat. Jedes der Tiere hat nur einen kleinen Teil von ihm erfasst. Nun legt sich der Elefant zu den anderen Tieren in die Hängematte. Da ertönt wieder ein Geräusch. Was war das? Zusammen versuchen sie das herauszufinden. Die Suche ist nämlich niemals abgeschlossen.
2. Stunde : Das Symbol Haus ergründen
Bildbetrachtung und Traumreise
Diese Stunde steht stellvertretend für alle folgenden Stunden:
Wir betrachten das Impulsbild Haus und sammelt Tatsachen-Wiewörter: Ein Haus ist groß, einladend, stabil …
Danach hören die Kinder die Traumreise, die die Tatsache und das Geheimnis miteinander verbindet.
Die Tatsachenebene darf nicht zu ausführlich behandelt werden, sonst fällt der Übertrag auf Gott zu schwer.
Klappkarte gestalten
Jedes Kind fertigt eine Klappkarte an (ein einfaches DINA4 Blatt, in der Mitte gefaltet):
Außen ist die Tatsachenebene. Hier wird das konkrete – eben innerlich gesehene – „Traumhaus“ gemalt und Wiewörter dazu gefunden. Diese werden um das Haus herum oder auf die Rückseite geschrieben.
Innen ist die Geheimnisebene. Hier wird aufgeschrieben, ob und wie das Bild des Hauses zu Gott passt: „Gott ist wie ein Haus. Gott ist …“
Worttabellen als Hilfen
Dazu können die Kinder die Worttabellen / Wortsammlung als Hilfe nutzen. Welche Worte sind passend für meine Vorstellung? Es ist zugleich eine Wortschatzübung und hilft ihnen, religiöse Dinge auszudrücken.
Hier kann auch eine Partnerarbeit angedacht werden. Für das erste Schuljahr kann die Lehrkraft die Worte auch vorlesen und die Kinder malen dazu …
Lied „Bist du ein Haus aus dicken Steinen?“
Die gewählten Symbolbilder (Haus, Schiff, Kuscheldecke, Freund…) der Einheit sind dem Lied von Detlev Jöker „Bist du ein Haus aus dicken Steinen?“ entnommen.
Ich habe die Reihenfolge der Strophen verändert, um von den konkreten, einfachen Bildern, zu den komplexeren zu kommen. Auf der Taskcard findet ihr die Bilder in „meiner“ Reihenfolge.
In jeder Stunde wird die passende Strophe des Liedes gesungen. Dieses Lied hat sowohl eine Tatsachenebene (oberer Teil des Textes) als auch eine Geheimnisebene (unterer Teil).
Nachdenkgespräch über einzelne Strophe
Über den unteren Teil des Liedes wird nun ein Nachdenkgespräch geführt:
„Wie kann Gott Menschen ein Zuhause geben?“
Wenn die Kinder sicherer in der Einheit sind, können sie vielleicht selbst Nachdenkfragen zu den einzelnen Strophen formulieren.
Weitere Stunden der Einheit
Nach der „Hausstunde“ schließt sich die „Schiffsstunde“, die „Kuscheldeckenstunde“ usw. an, die genau so aufgebaut sind, wie diese Stunde über das Symbol Haus.
- Betrachtung des heutigen Bildes (Schiff, Kuscheldecke, Freund…)
- Adjektive sammeln zum Bild (Tatsachenebene)
- Traumreise (Übergang von Tatsachenebene auf Geheimnisebene)
- Gestaltung der Klappkarte (eigene Auseinandersetzung mit Tatsache & Geheimnis)
- Liedstrophe kennen lernen und singen
- Nachdenkgespräch über ausgewählten Satz der Strophe
Ihr könnt natürlich auch einzelne Bilder des Liedes herausgreifen, um die Einheit zu verkürzen.
Als Hilfe zum Theologisieren könnt ihr die Denkwerkzeuge nutzen.
Letzte Stunde
Wir schauen uns unsere Klappkarten und die gesammelten Worte an, die versuchen Gott näher zu beschreiben und fragen uns: „Wie ist Gott denn nun?“
Wir stellen fest: Gott kann man nie ganz fassen.
Die letzte Strophe des Liedes wird gemeinsam gesungen. Sie verstärkt das eben Erarbeitete.
Es gibt zwei Möglichkeiten die Einheit zu beschließen: Den Bibelweg oder den Bilderbuchweg.
Wer einen Klassensatz Kinderbibeln hat, kann die Kinder selbst auf die Suche schicken …
Ich kann auch einige Geschichten vorab auswählen. Diese können in PA oder GA bearbeitet werden (lesen der Geschichte, Gottesvorstellung finden & besprechen: Mag ich diese Vorstellung oder nicht?).
Nicht alle Gottesvorstellungen sind positiv besetzt (z. B. das Vaterbild). Die Kinder entscheiden selbst, ob sie die Vorstellung ablehnen oder sich eine passendere suchen.
Das Bilderbuch „Der liebe Gott versteckt sich gern“ bietet viele Gesprächsanlässe zu den dort vorgestellten unterschiedlichen Gottesvorstellungen.
Witzig: Es gibt einen Onkel Herbert im Buch, der an der Gottesfrage überhaupt kein Interesse hat (Solche Menschen begegnen den Kindern natürlich auch! 😉 )
Tascard mit einem riesen Angebot
Auf unserer digitalen Pinnwand (Taskcard) haben wir euch alles zusammengestellt, was wir erarbeitet haben. Nicht alles kann ich euch vorstellen – aber vielleicht habt ihr ja mal Lust darin zu stöbern. Die markierten Beiträge sind für die Einheit wichtig.
Ihr findet dort:
- Überlegungen zu „Gott, wer bist du?“
- Blogbeiträge zum Thema (auch von Horst Heller)
- Theologisieren: Worauf kommt es an?
- Anregungen / Denkwerkzeuge für Lehrkräfte (lege ich euch ans ♥)
Wie kann ein Nachdenkgespräch ablaufen?
Wie könnte der äußere Rahmen aussehen?
Was sind dabei die Aufgaben der Lehrkraft?
Worauf kommt es bei der Kommunikation an?
Hilfen & Methoden
Moderationsimpulse - Gesprächsimpulse für Nachdenkgespräche
- Impulskarten: Denkwerkzeug für Kinder
- Bilder zum Lied „Bist du ein Haus aus dicken Steinen“
- Wortlisten zum Download
- Buchtipps
- Impulskarten Gott
- Impulskarten Metaebene (wenn ich mit theologischen Gesprächen beginne)
- Theologische Fragen zum Lied
- ….