Empathie in der Grundschule schulen. Wie kann das mit Freude gelingen?
Empathie – Emotion & viel Gefühl
Fühlen, Einfühlen, Mitfühlen. Das sind die drei Zauberworte, die eine gute Gemeinschaft ausmachen. Davon wünscht man sich mehr! Davon kann es gar nicht genug geben. Empathie kann vielfältig im Unterricht trainiert werden. Ohne viel Aufwand und mit Spaß.
In diesem Beitrag erzähle ich, wie solch ein „Training“ (klingt wie im Fitnessstudio) aussehen könnte.
Das nun folgende Video zeigt eine große Vielfalt an Möglichkeiten. Jeder Bereich hat eine eigene Farbe, die ich im nebenstehenden Text erläutere. Nachfolgend habe ich euch die verwendeten Medien aufgelistet und verlinkt.
Ich und meine Gefühle
Die rote Decke: Das Gesicht & die Mimik
Ohne Worte kann ich meine Gefühle nicht äußern. Deswegen ist es gut, einen Gefühls-Wort-Fächer mit den Kids zu basteln. Immer wieder können Wörter ergänzt werden.
Die „Heute bin ich“ Fische sind ein guter Einstieg in die Thematik. Dazu später mehr.
Aus einem Korktopfuntersetzer (von IKEA) lässt sich ein Gesicht basteln. Einfach Gesichtsteile aufzeichnen, ausschneiden und mit Stecknadeln fixieren. Die Gesichtsteile lassen sich so leicht verändern und somit auch der Gefühlsausdruck.
Emoticons kennt jedes Kind. Sie können selbst gestaltet oder angemalt werden. Dazu werden passende Geschichten erfunden oder die Gesichter können zu einer Gefühlsuhr umgebaut werden. Dafür verwenden Sie die Rückseite des Korkuntersetzers. (Ich würde die Emoticons nicht aufkleben, sondern feststecken.)
ACHTUNG Falle: Wer von uns kennt das nicht? Da bekommt man eine Nachricht aufs Handy, mit einem Emoticon und man weiß einfach nicht, wie dieser Ausdruck des gelben Gesichts zu deuten ist. Nur der Kopf mit seiner Mimik reicht oftmals nicht aus. Es fehlt etwas Wesentliches: Der Körper!
Die gelbe Decke: Der Körper und seine Sprache
Nichts bildet so gut Emotionen ab wie unser Körper. Er verbiegt sich, krümmt sich, streckt sich und jeder kann sehen, was ich empfinde! Wirklich? Bei dieser Decke fehlt wieder etwas Entscheidendes: Das Gesicht! Nur im Zusammenspiel lassen sich Gefühle interpretieren.
Die grüne Decke (Teil 1): Das Zusammenspiel
Ich relativiere. Auch mit Gestik und Mimik sind Gefühle nicht immer klar zu identifizieren. Schaut euch das Bild der Oma (mit dem Kind) an. Was will sie sagen? Es fehlt uns der Kontext. Wer Gefühle erkennen und benennen will, braucht Übung und einen Gefühls-Wortschatz.
Die grüne Decke (Teil 2) & die blaue Decke: Sich einfühlen
Mit einfachen Spielen kann man Gefühlstraining betreiben.
Auch Bilderbücher eignen sich für die Auseinandersetzung, genau wie Psalme, Gedichte oder verschiedene Arten von Musik. Wesentlich ist der gemeinsame Austausch!
Die benutzten Materialien
Eine Reise zu unseren Gefühlen
Wollt ihr eine Einheit zum Thema Empathie machen? Dann reist doch zu den Gefühlen! Ich stelle euch hier eine mögliche Einheit vor:
Emo & Tio – unser Körper
Zwei Gliederfiguren begleiten die Erzählung: Emo & Tio. Sie verbiegen ihren Körper passend zu den gefundenen Emotionen. „Emo, sei mal fröhlich!“ Die Kinder ahmen die Körperhaltung nach. Das macht Spaß und schult die Kids im Beobachten (der anderen) und im eigenen Wahrnehmen. Gefühlsworte werden über die gesamte Einheit hinweg gesammelt und notiert.
Das Gesicht – unsere Mimik
Emo und Tio fehlt etwas Wichtiges: Das Gesicht! Mit unserem Gesicht zeigen wir unsere Gefühle. Jetzt wird die „Heute bin ich“ Fische-Kartei eingeführt. Die Fisch-Bilder werden den passenden Wortkarten zugeordnet. Vertiefung: Eigene Gefühlsfische werden gemalt und als „Gefühlsmeer“ im Klassenzimmer aufgehängt. Dabei geht das Wörtersammeln weiter und die Kartei wird ergänzt.
Die Mimürfel oder der Pocket Cube, der mit Emoticonkarten „gefüllt“ wird, kann als Einstieg in die Stunde benutzt werden. Einige Möglichkeiten:
- Ein Kind würfelt einen Gesichtsausdruck, die Mimik wird im Sitzkreis z.B. nachgeahmt, das gegenteilige Gefühl gesucht …
- Es wird eine Geschichte zum gewürfelten Ausdruck erfunden,
- Ein Problem in der Klasse wird geschildert („Heute morgen kam ich in die Klasse und jemand saß auf meinem Platz“). Jetzt wird gewürfelt und passend zum Gesicht, das der Würfel zeigt, wird der Satz (weinerlich, wütend, ängstlich usw) ausgesprochen. Die anderen beobachten dabei das Gesicht des Sprechers. Eine weitere Möglichkeit: Man versucht, passend zum gewählten Würfelgesicht das Problem zu lösen. Ein Beispiel: Zum oben erwähnten Problem (es sitzt jmd. auf meinem Stuhl) wird ein wütendes Gesicht gewürfelt. Was könnte ein wütendes Kind in dieser Situation sagen? Hier sind auch Rollenspiele denkbar.
Immer wichtig: Die Beobachtung der Spielenden, der Beobachtenden und ein kurzes gemeinsames Gespräch danach.
Gute und „schlechte“ Gefühle?
„Traurig sein ist doch voll blöd!“
Manche Gefühle fühlen sich besser an als andere. Sind sie deshalb „schlecht“, wie z.B. die Wut oder die Trauer? Hier wird ganz klar kommuniziert: Jedes Gefühl ist wichtig und hat seine Berechtigung! Die Wut z.B. verleiht uns neue Energie, die Trauer nimmt sich die Zeit, die sie braucht, um danach wieder Platz für andere Gefühle zu schaffen. Wichtig ist, dass durch meine Gefühle niemand zu Schaden kommt. Ich darf wütend sein, das ist ok. – es soll aber niemand verletzt werden.
Wir wollen uns unserer Befindlichkeit bewusst werden, sozuagen „hinter“ das Gefühl blicken: Wie fühle ich mich, wenn ich wütend bin?
Die bisher gefundene Wörtersammlungen wird sortiert und wir schauen, welche Gefühle sich nicht gut anfühlen und warum das so ist. Um die Sammlung zu vergrößern, können Bilder, Emoticons, Fotografien usw. helfen.
Komm, wir gehen zu deinen Gefühlen!
Meine geschriebene Geschichte kann ich hier nicht teilen, da sie von einer (schon veröffentlichten) Geschichte inspiriert ist. Das ganze Buch „Komm mit ins Gefühleland“ ist wirklich empfehlenswert für den Kindergarten und den Anfangsunterricht.
Für meine Geschichte waren mir folgende Aspekte wichtig: Jedes Gefühl wohnt in einem eigenen Haus, an einem bestimmten Ort, zum Beispiel die Freude. Sie lebt hoch oben in der Luft, nahe bei den Wolken. Die Angst hat ein Haus aus festem Stein, ganz in der Nähe des Mutes (Mut wohnt direkt an einer Felsklippe). Sie brauchen einander! Der eine wird durch den Mut beflügelt, der andere durch die Angst geerdet. Mut weiß, dass es sehr wichtig ist, die Angst zu kennen.
Die Wut selbst hat auch ein besonderes Zuhause, sie wohnt bei leicht zu reizenden Tieren auf einer Weide. Die Trauer lebt am Fluss, dort schaut sie gerne über die Wellen …
Ablauf
Die einzelnen Stunden der Einheit laufen immer gleich ab:
- Wir lernen ein Gefühl kennen, wir sammeln passend dazu Synoyme (Gefühle-Wörter) und ggf. passende Bilder.
- Wir beantworten einzelne Fragen (die auf den Arbeitsblättern zu finden sind) teilweise im Sitzkreis danach geht es in die Einzelarbeit.
- Das „Arbeitsblatt“ zum passenden Gefühl wird bearbeitet.
- Im Plenum wird das Erarbeitete besprochen.
Ein Beispiel
Nach einem kurzen Besuch im Haus der Freude können nun passende Synonyme und Bilder (aus einer Bildkartei oder ausgeschnittene Bilder aus einer Zeitschrift …) zusammengesucht werden.
Einzelne Punkte der nun folgenden Fragen werden im Plenum besprochen:
- Wenn du dich freust, wo merkst du das in deinem Körper?
- Was macht dich fröhlich?
- Woran erkennst du, dass du fröhlich bist?
- Kannst du andere auch fröhlich machen?
- Welche anderen Worte fallen dir statt Freude noch ein? (Glück, Begeisterung, vergnügt, Spaß, Jubel, zufrieden sein, …)
Für mich wichtig: Bei Freude werden die Kinder direkt angesprochen, bei Trauer oder Wut kann vom „du“ zu „man“ gewechselt werden (Wo spürt man Trauer?).
Die Arbeitsblätter zum Downloaden
Das geheimsnissvolle Gefühl
Diesen Teil kann ich euch gerne zur Verfügung stellen, denn das ist mein „Dreh“, um auch biblische Geschichten miteinzubinden.
Gefühle als Bilddatei zum Download
Eine umfangreiche (und kostenlose) Bildkartei zum Ausdrucken finden Sie hier!
Ein Gedanke zu “Kannst du fühlen was ich fühle?”