Warten auf Ostern?

oder: Warten ist manchmal wirklich wichtig …

Wer wartet schon gerne?

Meine Tugend ist das auch nicht gerade. „Frau Ungeduld“ klickt gerne vielfach & schnell hintereinander, um ein Fenster am PC zu öffnen, nimmt lieber die Treppe, weil der Aufzug ewig braucht. Hier höre ich auch schon auf, denn diese Liste ließe sich endlos erweitern.

Auch Kindern fällt es oft schwer zu warten …

Kann das Warten auch „gut sein“?

Klar! Hefeteig ohne Ruhe ergibt keine guten Hefeschnecken. Ein mit Sorgfalt ausgemaltes Bild bringt Kinder dazu stolz auf sich zu sein. Wir wissen es ja eigentlich schon: Geduld zahlt sich meist aus. Auch in unserer schnelllebigen Zeit wird das Warten mittlerweile wieder salonfähig. Wir lesen Sätze wie: „Nimm das Warten in der Schlange als Möglichkeit, deine Umgebung wahrzunehmen. Zücke nicht dein Handy, sondern schaue dich um, höre auf deinen Atem“ usw.
Mein Lieblingsbeispiel ist das Warten auf Weihnachten. Diese Adventszeit, die zelebriert wird, ist eigentlich das wahre Geschenk. Die Spannung, die Erwartung, das Vorfreuen – all das macht Weihnachten doch erst zu dem, was es ist. Ein Hochgenuss WEGEN der langen Wartezeit.

Durch das Warten wandeln sich Dinge zum Guten

Kann ich diese Überschrift auch auf Ostern beziehen? Kann ich eine Unterrichtseinheit auf das Warten (und Wandeln) konzentrieren?

Die Jünger brauchten viel Wartekompetenz. Sie mussten in der gemeinsamen Zeit mit Jesus das Warten lernen. Warten ist vielschichtig: es gibt ein freudiges, ängstliches, ein sorgenvolles Warten. Warten kann aktiv gestaltet – und muss manchmal auch passiv ausgehalten werden. Oft zahlt sich Geduld aus. Auch im Hinblick auf den Verlauf der Passionsgeschichte.
Ich habe vier Erzählungen herausgegriffen, um das Warten immer wieder in den Fokus zu rücken.

Passionszeit

  • Palmsonntag: Die Menschen haben auf einen Retter / König gewartet. Endlich ist er gekommen!
  • Das Abendmahl: Jesus offenbart, dass er bald nicht mehr unter ihnen sein wird. Die Jünger fragen sich sorgenvoll: Wie lange müssen wir warten, bis wir wieder vereint sind?
  • Beten im Garten: Die drei Jünger müssen auf Jesus warten und sollen wach bleiben. Sie schaffen es nicht. Sie „versagen“. Wie menschlich!
  • Die Verhaftung: Jesus möchte keine Hilfe und geht freiwillig mit den Wachen. Die Jünger fragen sich ängstlich: Was wird nun werden? Wann sehen wir ihn wieder?
  • Die Jünger müssen nach Jesu Tod drei Tage warten, bis die Trauer in Freude umschlägt.
    Sie sind eigentlich ohne Hoffnung. Sie warten nicht mehr. Da ereignet sich das Wunder!

In vier Stunden durch die Passionszeit

Die Einheit kann als Zusammenschau in einer Stunde eingeplant – oder ausführlich in 4 Stunden durchgeführt werden. Wenn ihr Zeit habt, kann in jeder Stunde eine Geschichte zum Tragen kommen und unter dem Aspekt des freudigen, ungeduldigen, bangen und ängstlichen Wartens betrachtet werden.

Ablauf der Einheit

Einstimmung

  1. Lege ein gelbes Rundtuch in die Mitte – die Kinder versuchen herauszufinden, was sie sehen: „Eine Blume, eine Sonne…“
  2. Auf die Sonne haben wir lange warten müssen. Die Natur hat sich verschlossen und gewartet. Jetzt scheint die Sonne schon viel kräftiger und erwärmt die Erde
    (die dick geschriebenen Worte werden mit Bewegungen begleitet)
  3. Ein Kind stellt sich in die Mitte, lässt die Augen zufallen und wartet auf einen zarten Zimbelton, ein anderes Kind wird eingeladen. Es wartet auch und der Ton kommt von einer anderen Stelle usw. (Dieses Spiel kann ergänzt werden mit einer zarten Berührung an der Hand / Wange mit einer Feder).

Das Bodenbild entsteht

Warten …

  • „Manchmal fällt das Warten schwer …“
    Nehme ein schwarzes Tuch, falte es zu einem Viertel und lege es links oben auf das gelbe Tuch.
    Kinder nennen Beispiele (auf Weihnachten warten, auf den Geburtstag, auf den Nachtisch …)
  • „Manchmal möchte man etwas sofort haben … aber das geht nicht immer …“
    Nehme ein weiteres schwarzes Tuch, falte es zu einem Viertel und lege es rechts oben auf das gelbe Tuch.
    Kinder nennen Beispiele (einen Hund haben, ein großes Geschenk, auf das man hinsparen muss, einen lang ersehnten Urlaub)
  • „Die Freunde Jesu mussten auch sehr geduldig sein. Manchmal fiel ihnen das sehr schwer“
    Nehme ein drittes schwarzes Tuch, falte es zu einem Viertel und lege es rechts unten auf das gelbe Tuch.
  • „Manchmal war das Warten kaum noch auszuhalten!“
    Nehme ein viertes schwarzes Tuch, falte es zu einem Viertel und lege es links unten auf das gelbe Tuch.
  • „Aber das Warten ist wichtig! Um etwas zu beobachten und zu erkennen, braucht es Zeit!“
    Wir betrachten das entstandene gelbe Kreuz zwischen den schwarzen Tüchern. Die Kinder nennen Beispiele, in denen sie erkannt haben, dass es wichtig ist, zu warten (beim genauen Ausmalen eines Bildes, beim Brot / Kuchen backen, beim Sparen auf ein besonderes Spielzeug / Geschenk …)
  • „In der Passionszeit erzählen wir uns die Geschichte, wie Jesus seine letzten Tage mit seinen Freunden verbrachte. Es ist nicht immer eine schöne Geschichte…“  
    –>Verdecke das gelbe Kreuz mit braunen Tüchern.
    „Doch die Jünger warten nicht vergeblich / nicht umsonst…!“

Die Geschichten werden erzählt

Die Geschichten

  • Palmsonntag:
    Auf das erste schwarze Tuch wird ein grünes Tuch und eine Krone gelegt…
    Mutmaßungen der Kinder.
    „Die Menschen warteten auf einen König!
    (Beim Wort „warten“ wird die Zimbel angeschlagen)
    Als er in Jerusalem einzog, begrüßten sie ihn mit Palmzweigen und legten ihre Kleidung auf den Boden. Sie begrüßten ihn wie einen König!
    Doch Jesus war kein König mit Gold und Soldaten und Gewalt …“
  • Gründonnerstag:
    Auf das zweite schwarze Tuch wird ein rot/braunes Tuch und ein Brot gelegt…
    Mutmaßungen der Kinder.
    „Jesus feierte mit seinen Jüngern ein Fest. Sie aßen und tranken zusammen. Jesus sagte ihnen, dass dieses Abendmahl das letzte gemeinsame sein würde. Sie sollten aber immer wieder so zusammen essen und dabei an ihn denken. Die Jünger fragten sich sorgenvoll: Wie lange müssen wir warten, bis wir wieder zusammen sind und gemeinsam essen? Wird Jesus dann bei uns sein?“
  • Beten im Garten Gethsemane:
    Auf das dritte schwarze Tuch wird ein dunkelblaues Tuch und ein Ölzweig gelegt…
    Mutmaßungen der Kinder.
    „Jesus wusste schon, dass er sterben würde. Er ging in einen Garten und wollte zu Gott beten. Er wollte Gott sagen, wie er sich fühlte. Er nahm drei Freunde mit. Sie sollten auf ihn warten und wachen. Das fiel ihnen schwer … Sie schliefen ein!“
    Manchmal ist das Warten schwer. (Zimbelton)
  • Verhaftung Jesu: Auf das vierte schwarze Tuch wird ein graues Tuch und ein Seil gelegt… Mutmaßungen der Kinder.
    „Dann kommen die Soldaten und nehmen Jesus mit. Sein Freund Petrus will ihm sofort helfen! Doch Jesus will das nicht. Er geht freiwillig mit den Soldaten.
    Jetzt müssen die Freunde angstvoll warten, was geschieht. Manchmal fällt das Warten sehr schwer.“ (Zimbelton)
  • „Als Jesus stirbt (zeige auf das braune Kreuz in der Mitte), sind die Freunde so furchtbar traurig.
    Doch wir haben gesagt: Manchmal braucht es Zeit, um etwas Besonderes zu erkennen. Nach drei Tagen des Wartens (Zimbel 3x anschlagen) wird am Ende alles gut. Was genau da passiert ist, ist ein Geheimnis. Jesus ist nicht mehr tot, er ist verwandelt!
    So wie eine Raupe sich verwandelt in einen Schmetterling, verwandelt sich auch Jesus. Er ist kein Mensch mehr – so wie ein Schmetterling auch keine Raupe mehr sein kann.
    Jetzt wird Jesus nicht mehr bei seinen Freunden auf der Erde bleiben – so wie die Raupe nicht mehr auf der Erde lebt.
    – Das Warten hat sich gelohnt! (Erstes Tuch mit Palmsonntag wird weggezogen)
    – Trauer verwandelt sich in Freude! (zweites Tuch mit Gründonnerstag wird weggezogen)
    – Der Tod Jesu verwandelt sich in Hoffnung! (drittes Tuch mit dem Ölzweig wird weggezogen)
    – Das, was schlimm erscheint, kann sich wandeln! (viertes Tuch mit der Verhaftung wird weggezogen)

Die kreative Gestaltung

Gestaltung

  • Die Sonne (das gelbe Rundtuch) leuchtet uns nun entgegen und kann mit vielen bunten Strahlen (Tüchern) von den Kindern ergänzt werden.
    Jedes Kind kann einen Hoffnungssatz dazu sprechen, während es seinen Strahl legt.
  • In Einzelarbeit kann der eigene Sonnenstrahl mit Legematerial ausgestaltet werden.
  • Wir betrachten die leuchtende Sonne.
    „Jesus ist nicht mehr tot! Ostern zeigt uns das jedes Jahr aufs Neue.“

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